CD-Tipp vom 1.2.2007
Bayern 4 Klassik
Michael Schmidt
"Neu zu entdecken" heißt es im Titel der Robert Schumanns Klaviermusik gewidmeten CD, auf der die Pianistin Angelika Nebel unter anderem drei Balladen des Komponisten zum ersten Mal eingespielt hat. So finden sich hier neben Frühwerken wie den "Kinderszenen" und den späten "Gesängen der Frühe" die Balladen "Schön Hedwig", "Ballade vom Haideknaben" und "Die Flüchtlinge", die ebenfalls der letzten Lebensphase Schumanns zugerechnet werden können. In den Erstausgaben der drei Balladen für Deklamation und Klavierbegleitung, die Schumann zwischen 1849 und 1853 komponierte , hatte er darauf hingewiesen, dass sie "auch ohne Declamation als selbstständiges Clavierstück ausgeführt werden" können. Und diese drei Balladen hat Angelika Nebel in einer so einfühlsamen wie transparenten Interpretation als CD-Premiere in der reinen Klavierfassung vorgelegt.
Die meisten Pianisten halten sich nicht an die Metronomangaben Schumanns, und zwar mit der Begründung, das Metronom des Komponisten sei defekt gewesen, dementsprechend seien viele seiner Werke entweder zu schnell oder zu langsam metronomisiert worden. Dagegen stellte der englische Musikologe Brian Schlotel fest, es sei schon rein technisch nicht möglich, dass ein Metronom bei den einen Stücken zu schnell und bei den anderen zu langsam schlage. Angelika Nebel hat sich nun an die von Schumann autorisierten Metronomangaben der Erstausgaben gehalten, die eher schlanke und bewegte Tempi fordern. Ihr sensibel perlendes Schumann-Spiel wirkt wohltuend entschlackt und durchsichtig. Schumanns tiefsinnige Klavierpoesie erscheint bei ihr oftmals durchflutet von einer apollinischen Helle und Grazie.