Farbige Vielfalt auf begrenztem Raum, das war nur einer der Vorzüge, der das Jubiläumskonzert
anläßlich dreier Jahre „Studio-Konzerte im Westend“ auszeichnete. Angelika Nebel eröffnete das
Hofkonzert bei Bilderbuchwetter mit zwei Inventionen der 2006 verstorbenen Ruth Schonthal,
gefolgt von Fanny Hensels Fantasie über„O Traum der Jugend,o goldner Traum“. Haydns E-Dur-
Sonate bildete mit ihren drei knappen Sätzen eine glückliche Brücke zu dem geläufigeren Teil des
Programms. Drei Mazurken Frédéric Chopins im Wechsel mit drei Walzern entfalteten den
emotionalen Reichtum der kleinen Klavierstücke. Wer je Schumanns „Widmung“ im Original mit
Rückerts Versen „Du meine Seele, du mein Herz“ gesungen erlebt hat, konnte der Transkription
Liszts nicht widerstehen.
In die Weite lenkte Christian Sinding die Gefühle mit seinem unwiderstehlichen
„Frühlingsrauschen“, ein Höhepunkt für das dankbare Publikum. Da konnte Chopin sie nur mit dem
bravourösen „Grande Valse Brillante Es-Dur op.18 in die Wirklichkeit zurückholen. Selten kann
wohl ein Programm von einer guten Stunde alle Erwartungen erfüllen wie dieser Abend im
Westend. Die Fülle klanglicher Eindrücke wäre kaum zu bewältigen gewesen, hätte die Pianistin
nicht mit einer sorgsam ausgearbeiteten Einführung die einzelnen Stücke erläutert; dass Künstler
ihre Aktionen so glücklich in Worte fassen, kommt nicht häufig vor. Umso größer die Begeisterung
des Publikums, von denen viele nicht zufällig zu treuen Hörern der Konzerte zählen.